Viola (1), Violoncello (1)
Bezugsquelle/Preview: Doblinger
Beschreibung
"Ich bin in einem Elternhaus aufgewachsen, in dem es weder Radio noch Fernsehen gab. Dafür gab es einen Dual-Plattenspieler, den natürlich nur meine Eltern bedienen durften. Und es gab nur klassische Platten. Ich bin also hauptsächlich mit Bach, Mozart und Schubert groß geworden. Und wenn ich als kleines Kind krank war, dann wollte ich ausschließlich das E-Dur-Violinkonzert von Bach hören. Mit nichtklassischer Musik kam ich erst im zarten Alter von vierzehn Jahren in Berührung: es war der Schlager Marina, der mich in eine vermeintlich „coolere“ Welt entführen sollte. Aber zu dem Zeitpunkt spielte ich noch immer klassisch Klavier. Doch 1968 entdeckte ich die Beatles, kurz darauf Erroll Garner, gefolgt von der damals obligaten Rockband, und dann, nach einem kurzen Ausflug in die Kommerzwelt, ein Trip in die Welt der freiimprovisierten Musik und schliesslich dann die wirkliche Beschäftigung mit dem Jazz, daneben auch Film- und Theatermusik, um dann, vor zwei Jahren wieder, mit allen Erfahrungen zur „Klassik“ zurückzukehren und jetzt sogar noch zu unterrichten. Ich darf also auf einen äußerst vielfältigen musikalischen Background zurückblicken. Und währenddem heutige Komponisten vorwiegend langsame Stücke zu Papier, bzw. zu Computer bringen, mag ich schnelle Tempi besonders gerne, besonders die im ¾ Takt. Denn da gibt es so viele Möglichkeiten von rhythmischen Verschiebungen und Umdeutungen. Und genau davon handelt Energetic Market. Von kompromissloser Rhythmik ohne die geringste Durchlässigkeit! Viel Spaß also ...
PS: Zitat der Bratschistin Jelena Poprzan: "Dieses Stück klingt wie ein Ausbruch aus der Klassik!" (Zum Glück nicht umgekehrt!)
Allgemeine Spielanleitungen: Nachdem ich versuche, „klassische“ Musik aus der Perspektive eines Jazzmusikers zu schreiben, sollte Folgendes berücksichtigt werden: alle rhythmischen Stellen beziehen sich auf den Grundbeat und müssen entsprechend rhythmisch, also ohne irgendwelche „Verzögerungen“ etc. gespielt werden. Die Phrasierung ist im Großen und Ganzen immer die gleiche: die Bögen markieren die Längen (bzw. die melodischen Abschnitte) der Phrasen und oft auch ihre Akzente, sind aber hier, im Gegensatz zur klassischen
Notation k e i n e Legatoangaben. Das klassische Staccato kommt eigentlich fast nie vor, es handelt sich also um eine Art Attacca, d. h. die Bläser stoßen die Noten einzeln an, und die Streicher spielen „Alla Corda“ bzw. „Détaché“ und phrasieren jede einzelne Note. Im Jazz würde man die Phrasierung als nicht triolisierte Legatoachtel bezeichnen. Bei den Rubatostellen wird dann normal legato gespielt. PS: Komponisten (wie ich) liefern Vorschläge und legen keinen großen Wert auf Werktreuefetischismus. Wichtig ist das Erkennen der musikalischen Strukturen. Daraus ergibt sich zwangsläufig die „richtige“ Interpretation, vor allem, was die Rhythmik betrifft."
Mathias Rüegg, 2011
Aufnahme
Titel: Catch-Pop String-Strong "Energetic Market" (mathias rüegg)
Plattorm: YouTube
Herausgeber: Jelena Popržan
Datum: 30.11.2011
Mitwirkende: Catch-Pop String-Strong
Weitere Informationen: Live Aufnahme, Festival Dani Nove Glazbe, Split, Kroatien 2011
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 7. 3. 2022): Rüegg Mathias . Energetic Market. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/204438 (Abrufdatum: 24. 12. 2024).